Olympia vom Winde verweht. Am Samstag musste der Teamwettbewerb der Skirennläufer abgesagt werden. Ob er am Sonntag nachgeholt werden kann, ist fraglich.
Das wäre historischAlpin-Disziplin vom Winde verweht: Komplett-Absage bei Olympia droht
Die Skirennfahrer mussten am Samstag (19. Februar 2022) plötzlich ihre Sachen zusammenpacken und wieder ab ins olympische Dorf fahren. Kein Start, kein Rennen, keine Medaillen. Der Grund: der berüchtigte Wind am Olympia-Berg Xiaohaituo.
Wegen der heftigen Böen wurde der zuvor schon mehrmals verlegte Team-Event am Samstag von der Tagesordnung genommen. Jetzt soll der Wettkampf am Sonntag um 2 Uhr deutscher Zeit stattfinden. Es wäre die letzte Entscheidung bei den Skirennläufern. Es kann aber sogar sein, dass der Wettbewerb diesmal bei Olympia gar nicht stattfindet, wenn die Bedingungen so bleiben. Ob die Athletinnen und Athleten am Sonntag, dem letzten Tag der Spiele, also an den Start gehen können, ist fraglich.
„Es gab keine Möglichkeit, das Rennen unter fairen Bedingungen zu starten“, hatte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier (61) Verständnis für die Entscheidung. Eine mögliche Austragung am Sonntag hielt er für umstritten. „Die Begeisterung bei den Teams geht Richtung null, weil alle jetzt genug haben“, sagte er angesichts der äußerst schwierigen Bedingungen am Berg. Schon logistisch ist die Verlegung auf Sonntag wegen der Fortsetzung der Weltcup-Saison eine große Herausforderung.
Bereits am 26. und 27. Februar geht es für die Frauen weiter mit der Weltcup-Abfahrt in Crans Montana (Schweiz), die Männer starten im Weltcup-Slalom in Garmisch-Partenkirchen am 26. und 27. Februar.
„Der Weltcup geht ja weiter. Jeder versucht, einen geordneten Rückzug hinzubekommen. Die Flieger am Montag sind extrem belegt. Das macht es ein bisschen schwierig“, so Maier. Für die Athleten wird es jetzt ein Extra-Tag bei den Winterspielen, der für wenig Freude sorgt. Die Gründe: Coronakontrollen, Wind und Kälte. „Unter anderen Bedingungen hätte man sofort gesagt: Okay. Ich glaube, dass viele dieser ständigen Kontrollen müde sind. Und der Berg zehrt an Energie. Das brennt einfach aus“, sagte Maier.
Olympia: Letzte Medaillen-Chance für deutsche Skirennfahrer abgesagt
Fakt ist: Sollte der Wettbewerb ausfallen, wäre es erst die zweite Komplett-Absage in der Geschichte Olympischer Winterspiele. 1928 in St. Moritz war das Rennen der Eisschnellläufer über 10.000 Meter ausgefallen.
Für die deutschen Alpinen ist es nach zehn Einzelentscheidungen ohne Medaille die letzte Chance auf Edelmetall. Bei der WM 2021 holte die DSV-Mannschaft Bronze. Die Bronze-Medaille von Daniela Maier (25) im Skicross ist nicht den Alpinen zuzuschreiben, der Wettbewerb läuft unter dem Sektor Freestyle.
Bisher gab es für die Alpinen des DSV als beste Ergebnisse zwei vierte Plätze von Lena Dürr im Slalom und Kira Weidle in der Abfahrt. 2018 in Pyeongchang holte das Alpin-Team auch keine Medaille bei Olympischen Winterspielen. 2014 in Sotschi gab es drei Medaillen: Maria Höfl-Riesch (37) gewann Gold in der Kombination und Silber im Super-G, Viktoria Rebensburg (32) holte Bronze im Riesenslalom.
Die deutschen Skistars hatten sich jedenfalls einiges ausgerechnet: „Wir sind gut in Form, freuen uns brutal und hoffen, dass wir zusammen als Team eine kleine Revanche starten können“, sagte die Slalom-Vierte Lena Dürr mit Blick auf das Parallel-Rennen: „Wir haben uns super vorbereitet und sind heiß.“
Die eisige Kälte und der starke Wind sorgen auch im Langlauf für Veränderung: Der Start des abschließenden 50-Kilometer-Rennens der Männer wurde nur eine Stunde vor der geplanten Anfangszeit am Samstag wegen eisiger Temperaturen um 60 Minuten auf 8 Uhr verschoben, die Distanz zudem auf 30 Kilometer verkürzt.
Damit wird erstmals in der Geschichte der Winterspiele kein Rennen über die vollen 50 Kilometer ausgetragen, schon bei der ersten Ausgabe 1924 in Chamonix stand der Marathon auf dem Programm. (ubo/sid/dpa)