Bombenentschärfungen in Köln sind keine Seltenheit – die damit einhergehenden Evakuierungen auch nicht. Aber wie läuft eine solche Evakuierung ab? Muss ich wirklich mein Haus verlassen?
Bombenentschärfung in KölnWie läuft eine Evakuierung ab?
Auch knapp 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werden im Kölner Stadtgebiet noch immer Fliegerbomben sowie Munition und Sprengkörper, wie beispielsweise Granaten, gefunden.
Meist werden diese Blindgänger bei Bau- oder Erdarbeiten im Kölner Stadtgebiet entdeckt, ab und an fördert sie auch das Niedrigwasser im Rhein zutage.
Bombenfund in Köln: Das passiert vor der Entschärfung
Wird eine Bombe in Köln entdeckt, zudem noch in einem Wohn- oder Gewerbegebiet, muss meistens evakuiert werden. Was du bei einer Evakuierung unbedingt einpacken solltest, erfährst du oben im Video!
Der Ablauf einer Evakuierung ist in der Regel folgender:
Beim Ordnungsamt der Stadt Köln, bei der Polizei oder Feuerwehr wird der Fund eines Blindgängers beziehungsweise auch der Verdacht auf „Kampfmittel im Boden“ gemeldet.
Achtung! Sollten Sie einen – wie es im Behördendeutsch heißt – „munitionsähnlichen Fund“ machen, bitte äußerste Vorsicht walten lassen. Gegenstand auf keinen Fall berühren oder gar genauer untersuchen!
Die jeweilige Behörde informiert dann den Kampfmittelbeseitigungsdienst, kurz: KBD (die Bezeichnung Kampfmittelräumdienst wird in aller Regel nicht mehr verwendet).
Für Köln sind die Expertinnen und Experten von der Bezirksregierung Düsseldorf zuständig, die sich den Blindgänger genau ansehen und entscheiden, wie und in welchem Zeitraum entschärft werden soll.
Bombenentschärfung in Köln: Wie erfahre ich, ob ich von Evakuierung betroffen bin?
Die Stadt Köln informiert die betroffenen Bürgerinnen und Bürger direkt nach dem Fund eines zu entschärfenden Bomben-Blindgängers auf verschiedenen Kanälen. Das sind:
- Internetseite der Stadt Köln
- Städtische Social-Media-Kanäle
- Smartphone-Apps wie Nina und Katwarn
- Lautsprecherdurchsagen im betroffenen Gebiet
Außerdem erhalten Sie die neuesten Informationen (wie die genaue Lage der städtischen Anlaufstellen, Beginn der Entschärfung und natürlich deren Ende) auch hier:
Es gibt bei der Stadt Köln zudem zwei Telefonnummern für Betroffene. Das ist zum einen:
- das Bürgertelefon der Stadt Köln: 0221/221-0
sowie zum anderen:
- das Servicetelefon des Ordnungs- und Verkehrsdienstes der Stadt Köln: 0221/221-32 000
Bombenfund in Köln: Was ist eine Evakuierung?
Als Evakuierung, vom lateinischen Begriff „evacuare“ für „leer machen“, bezeichnet wird laut Brockhaus-Definition die (vorübergehende) Aussiedlung von Bewohnerinnen und Bewohnern eines bestimmten Gebietes.
Rechtsgrundlage einer Evakuierung sind in aller Regel die allgemeinen Polizeigesetze. Wegen des hohen Risikos, das von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg ausgeht, hat die auch für Köln zuständige Bezirksregierung Düsseldorf Städte und Gemeinden verpflichtet, Sofortmaßnahmen einzuleiten, damit die Bombe so schnell wie möglich unschädlich gemacht werden kann.
Bombenentschärfung in Köln: Was ist der Evakuierungsradius?
Wenn seitens des Kampfmittelbeseitigungsdienstes feststeht, dass aus Sicherheitsgründen evakuiert werden muss, legt der KBD gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Stadt Köln einen Bereich für die Evakuierung fest – das ist dann der sogenannte Sicherheits- oder Evakuierungsradius.
In diesem Sicherheitsradius dürfen sich später nur noch Sicherheits- bzw. Ordnungskräfte sowie Mitarbeitende des Kampfmittelbeseitigungsdienstes aufhalten. Je nach Lage und Beschaffenheit der Bombe kann dieser Radius unterschiedlich groß ausfallen. Auch sind mal mehr und mal weniger Bürgerinnen und Bürger von der Evakuierung betroffen.
Am 31. März 2022 beispielsweise waren in Köln rund 7400 Menschen in Bayenthal auf der Bonner Straße von der Evakuierung betroffen. Von der Evakuierung am 13. April 2022 in Deutz (Walter-Kaspar-Weg) „nur“ 250 Personen.
Warum ist der Evakuierungsradius so groß?
Meist werden die alten Fliegerbomben mitten in dicht besiedelten Stadtgebieten gefunden. In der Regel versucht das Expertenteam des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, den Zünder der Bombe noch am Fundort zu entfernen, damit die Bombe anschließend etwas gefahrloser (weil der Zünder entfernt ist) an einen sicheren Ort transportiert werden kann.
Manchmal funktioniert das aber nicht, denn im Laufe der Jahrzehnte haben viele Zünder beispielsweise Rost angesetzt – dann muss die Bombe vor Ort kontrolliert gesprengt werden.
Als Faustregel gilt (nicht nur in Köln): Je größer die Bombe, desto größer der Evakuierungsradius. Bei vielen der in Köln und dem Rheinland gefundenen Weltkriegsbomben handelt es sich um Fünf-Zentner-Bomben.
Ablauf der Evakuierung nach einem Bombenfund in Köln
Steht der Sicherheitsradius (die jeweilige Karte des Evakuierungsgebietes wird zeitnah von der Stadt Köln herausgegeben und ist auch bei EXPRESS.de zu finden), beginnt die eigentliche Evakuierung vor einer Bombenentschärfung:
- Mitarbeitende des Ordnungsamtes kontrollieren sämtliche Häuser, Wohnungen und Gebäude im Bereich des Sicherheitsradius‘. Sie informieren auch Anwohner, Beschäftigte etc. – diese Maßnahme nennt sich Klingelrundgang oder auch Klingeldurchgang.
- Bei diesem Klingelrundgang werden die Menschen aufgefordert, das Evakuierungsgebiet zu verlassen. Sie bekommen auch Informationen über städtische Anlaufstellen für die Dauer der Evakuierung.
- Je bereitwilliger und schneller die Betroffenen den Evakuierungsradius verlassen, desto besser für alle Beteiligten.
- Einfach in der Evakuierungszone zu bleiben, ist streng verboten und kann mit empfindlichen Strafen geahndet werden. Im Jahr 2022 beispielsweise mussten in Köln drei Bußgeldbescheide gegen Menschen erlassen werden, die sich der Evakuierung verweigerten (Bußgeld laut Stadt Köln je 200 Euro wegen Verstoßes gegen § 118 Ordnungswidrigkeitengesetz).
Auch lesen: Gefahr im Boden! So viele Verdachtspunkte auf Bomben gibt es in Köln
- Bei einem zweiten Klingelrundgang wird seitens der Ordnungsbehörden überprüft, ob alle Häuser vollständig evakuiert sind.
- Im Laufe der Vorbereitungen zur Bombenentschärfung werden ggf. auch Straßen und andere Verkehrswege (Bahnstrecken) gesperrt und auch der Luftraum geschlossen.
Evakuierung nach Bombenfund in Köln: Wo muss ich jetzt hin?
Am besten und angenehmsten ist es sicherlich, wenn Sie bei Familie, Freunden oder lieben Arbeitskollegen und -kolleginnen unterkommen können, sobald Sie von der Evakuierung wissen. Dorthin dürfen Sie dann bestimmt auch ihre Haustiere mitnehmen.
Sollten Sie diese Möglichkeit nicht haben, können Sie zu einer der städtischen Anlauf- oder Sammelstellen gehen. Diese werden von der Stadt Köln zeitnah nach der Information über einen Bombenfund bekannt gegeben.
Bombenfund in Köln: Wohin mit meinen Haustieren bei einer Evakuierung?
Die Besitzerinnen und Besitzer von beispielsweise Hunden, Katzen oder Kleintieren möchten ihre tierischen Hausgenossen natürlich am liebsten mitnehmen – zumal insbesondere Hunde auch schlecht über einen ungewissen Zeitraum hinweg zu Hause bleiben können.
In die meisten städtischen Anlaufstellen dürfen grundsätzlich keine Tiere hinein, Haustierhalterinnen und -halter können sich in der Regel mit ihren Lieblingen aber vor den Anlaufstellen aufhalten.
Ob sie ihr Tier mit in eine der Anlaufstellen nehmen können, erfragen Sie am besten vor der Evakuierung beim dann geschalteten Servicetelefon des Ordnungs- und Verkehrsdienstes der Stadt Köln unter 0221/221-32 000.
Evakuierung in Köln: Muss ich in einer Sammelunterkunft schlafen?
Sollte sich die Entschärfung der Bombe über Stunden hinziehen – und das auch noch bis in die späten Abend- oder gar Nachtstunden – müssen Betroffene damit rechnen, nicht so schnell in ihre Wohnung oder ihr Haus zurückkehren zu können.
Gibt es keine Möglichkeit, die Nacht bei Familie, Freundinnen, Freunden oder Bekannten zu verbringen, sollten sich die Bürgerinnen und Bürger, die den festgelegten Sicherheitsradius verlassen mussten, auf eine Nacht in einer Anlaufstelle einstellen. Solche Anlaufstellen können beispielsweise provisorisch umfunktionierte Turnhallen sein.
Evakuierung: Zahlt die Stadt Köln meine Hotel-Rechnung?
Für viele Menschen dürfte die Aussicht auf eine Nacht in der Turnhalle wenig verlockend sein, sie übernachten lieber im Hotel. Die Kosten dafür müssen die Bürgerinnen und Bürger allerdings selber tragen, die Stadt Köln übernimmt keine Kosten für private Unterbringung und Verpflegung.
Laut Anwaltauskunft muss die zur Verfügung gestellte Ersatzunterkunft zumutbar sein (von der Evakuierung Betroffene dürfen nicht auf die Straße gesetzt oder in Zelten untergebracht werden), eine Halle mit Aufstellbetten genügt aber als Provisorium. Ein Rechtsanspruch auf kostenlose Versorgung dort bestehe nicht.
Bombe in Köln: Was sollte man bei einer Evakuierung mitnehmen?
Was Sie bei einer Evakuierung nach einem Bombenfund in Köln mitnehmen sollten, lesen Sie ausführlich im Artikel unten. Kleiner „Spoiler“: Papiere, Geld, Handy, Ladegerät und Medikamente sollten selbstverständlich sein.
Im Artikel finden Sie zudem umfangreiche Checklisten über das, was Sie im Evakuierungsfall mitnehmen sollten. Kleiner Tipp: Eine „Notfalltasche“ mit den wichtigsten Dokumenten parat zu haben, empfiehlt sich immer!
Evakuierung in Köln: Was ist mit Kitas, Schulen, Krankenhäusern?
Eine Evakuierung stellt besonders für erkrankte oder weniger mobile Personen eine noch größere Herausforderung dar. Alters- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser werden mithilfe von Rettungskräften evakuiert.
Die Kinder, die zum Zeitpunkt der Evakuierung in Kitas oder Schulen sind, werden in der Regel von den jeweiligen Erziehungs- oder Aufsichtspersonen zu einer Sammelstelle begleitet, wo sie von den Eltern abgeholt werden können.
Was passiert, wenn man sich nicht evakuieren lässt?
Eins vorweg: Je länger sich Bürgerinnen und Bürger sträuben, Haus oder Wohnung zu verlassen, desto unangenehmer wird es. Für alle! Denn denjenigen, die ihre Behausungen nicht verlassen wollen, droht ein Bußgeld. Laut Stadt Köln lag 2022 die Höhe des entsprechenden Bußgeldes bei 200 Euro. Dieses kann unter Umständen und im Einzelfall auch auf mehr als 1000 Euro ansteigen.
Denn die Aufforderung zum Verlassen der eigenen Wohnung/des eigenen Hauses ist rechtlich verpflichtend! Auch wer das Risiko auf eigene Verantwortung tragen möchte, muss den festgelegten Sicherheitsradius verlassen.Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:
Die Polizei, die letztlich zur Räumung auffordert, kann sogar Zwangsmittel anwenden, um die Aufforderung durchzusetzen. Denn auch wenn dabei Grundrechte vorübergehend (!) außer Kraft gesetzt werden, ist der Staat zur Gefahrenabwehr dazu berechtigt – auch gegen den Willen von Bürgerinnen und Bürgern.
Auch lesen: Blindgänger in Köln-Ehrenfeld – Ignoranten verzögern die Entschärfung der Bombe
Heißt im Klartext: Wenn Einsatzkräfte den Eindruck haben, dass jemand seine Haustür nicht öffnen will, brechen Sie diese im Zweifelsfall mit Unterstützung von Polizei und/oder Feuerwehr auf.
Wer sich der Aufforderung, den Evakuierungsradius zu verlassen, widersetzt, strapaziert unnötig die Nerven aller anderen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Für nichts und wieder nichts. Denn wenn sie angeordnet ist, wird die Evakuierung stattfinden. Das ist bombensicher! (smo)