Dunkle GeschichteGeisterhaus mitten in Köln seit Jahren leer – jetzt soll sich endlich was tun

Ein leerstehendes Haus an der Aachener Straße in Köln, davor ist ein Fahrrad abgestellt.

Das Geisterhaus an der Aachener Straße soll bald anders genutzt werden. Nun unternimmt die Stadt Köln einen neuen Anlauf. Das Foto wurde im Mai 2023 aufgenommen.

Die Stadt Köln unternimmt beim Geisterhaus auf der Aachener Straße einen neuen Anlauf. Findet sich ein passendes Konzept?

von Thomas Werner  (tw)

Es ist eines der bekanntesten Geisterhäuser von Köln – zumindest seit einigen Jahren. Das Gebäude an der Adresse Aachener Straße 443 (in Braunsfeld) steht leer, seitdem das griechische Lyzeum, das dort zuletzt zu Hause war, vor Jahren auszog.

2020 nahm sich die Stadt Köln der Aufgabe an, den Leerstand zu beenden. Das Gebäude soll in eine Wohn- und Begegnungsstätte umgewandelt werden – doch das Projekt stockt. Zuletzt war 2023 ein potenzieller Investor ausgestiegen.

Geisterhaus an der Aachener Straße war früher ein jüdisches Waisenhaus

Doch jetzt nimmt die Stadt einen neuen Anlauf: Wie am Mittwoch (17. April 2024) bekannt wurde, bietet die Stadt die Vergabe eines Erbbaurechts an der Aachener Straße 443 an.

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„Das unmittelbar neben dem Dreifaltigkeits-Krankenhaus gelegene Grundstück soll zukünftig mit geförderten Studierendenwohnungen bebaut und darüber hinaus für soziokulturelle Zwecke genutzt werden“, heißt es dazu in einer öffentlichen Mitteilung.

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Mit diesem „ambitionierten Projekt“ wolle die Verwaltung neben dem dringend benötigten Wohnraum auch der früheren Nutzung als jüdisches Waisenhaus Rechnung tragen.

Das Waisenhaus auf der Aachener Straße, die zu den zehn längsten Straßen in Köln gehört (hier mehr lesen), wurde im Jahr 1876 von Rabbiner Abraham Frank ins Leben gerufen. Es sollte ein neues Zuhause für Voll- oder Halbwaisen aus jüdischen Familien sein, die zur Synagogen-Gemeinde in Köln gehörten.

Während der NS-Zeit nimmt die Geschichte eine dunkle Wendung. Zwar wurde das Heim 1941 aufgelöst, die verbliebenen Kinder kamen in die Ghettohäuser Cäcilienstraße und St.-Apern-Straße. Die meisten von ihnen wurden im Sommer 1942, gemeinsam mit 1000 anderen Kölnern und Kölnerinnen jüdischen Glaubens nach Minsk deportiert und wenige Tage später erschossen.

Bewerbungsfrist bei der Stadt Köln für Geisterhaus läuft bis August 2024

Umso wichtiger ist der Stadt nun die Auseinandersetzung mit der Historie des Gebäudes. „Der Verständigung zwischen den Kulturen und Religionen soll im Rahmen der zukünftigen Nutzung Raum gegeben werden“, heißt es.

Die Stadt schreibt dafür eine Konzeptnutzung aus. Heißt: Nach Auswertung der eingegangenen Bewerbungen soll eine Jury im Rahmen eines Workshops die Konzepte sichten und bewerten. Im Anschluss entscheidet der Rat über die Vergabe. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 1. August 2024.