Nun wurde die neue Karnevalssession auch in der Lanxess-Arena eingeläutet. Beim Traditionsformat „Elfter im Elften – Immer wieder kölsche Lieder“ wurde ein neuer Rekord aufgestellt.
Rekord in Lanxess-ArenaNach Brings nun Ausfall bei Kasalla – Cat Ballou mit trauriger Botschaft für die Jecken
Dass die Jecken in diesen unruhigen und verstörenden Zeiten mehr denn je ihre Kraft aus dem Karneval ziehen wollen, wurde am Samstagabend (16. November 2024) in der Lanxess-Arena eindrucksvoll deutlich.
Über 15.000 bunt kostümierte Menschen sorgten für ein fröhliches Spektakel und einen enormen Geräuschpegel. Seit 1999 gibt es zum Sessionsstart das Format „Elfter im Elften – Immer wieder kölsche Lieder“ im Henkelmännchen – so voll war es bisher noch nie.
„Elfter im Elften“ in der Lanxess-Arena: 17 Programmpunkte
Ken Reise führte durch das über fünfstündige Programm mit 17 Acts. Rund um die Center Stage gab es kein Halten.
Schon beim Warm-up durch die Müller-Band herrschte hervorragende Stimmung. Zwar waren zu dem Zeitpunkt noch viele Jecke auf dem Weg in die Arena, weil die Kurden-Großdemo in Deutz für chaotische Verkehrsverhältnisse gesorgt hatte. Doch nach und nach füllten sich die Ränge bis fast unter das Dach.
„Elfter im Elften“ ist für die Künstlerinnen und Künstler auch immer die Gelegenheit, vor einem Riesen-Publikum die neuen Sessionssongs zu testen. Viele Bands warfen bei ihren maximal 20-minütigen Auftritten sogar zwei Neulinge ins Rennen. Und siehe da: Das Publikum war direkt voll dabei, als beispielsweise Kempes Feinest „Wenn et Leech usjeiht“ oder die Höhner „Au Revoir“ präsentierten.
Kasalla hatten natürlich auch ihren neuen Titel „Ding Südkurv“ im Gepäck. Dafür fehlte beim Auftritt Gitarrist Flo Peil. Rückenprobleme hinderten ihn daran, das Spektakel mitzuerleben. Vertreten wurde er von Achim Feldbinder, der schon häufiger als Ersatz bei der Band eingesprungen war.
Zwischen den vielen Bands wie Miljö, Domstürmer, Auerbach, Klüngelköpp oder Stadtrand waren auch einige Einzelkünstler wie Thomas Küpper und Mo-Torres in der Arena dabei.
Marita Köllner (66) war vor ihrem Auftritt mächtig aufgeregt und hatte eiskalte Hände. „Vor meinem ersten Arena-Termin in der Session dreht sich mir immer der Magen um“, gestand sie im EXPRESS.de-Gespräch. Dafür durfte sie sich freuen, wie gut ihr neuer Titel „Wir feiern das Leben“ ankommt.
Der Urheber des Songs, der britische Popsänger Chris Andrews („To Whom It Concerns“), hatte Marita am 11.11. bei einem Termin im WDR-Funkhaus überrascht. „Er hat sich auch gefreut, dass er jetzt mit 82 Jahren noch mal einen Hit gelandet hat“, sagte „Et fussich Julche“ stolz.
Sechs Wochen nach ihren beiden umjubelten Arena-Konzerten räumten auch Cat Ballou wieder mächtig ab. Am Rande des Auftritts verrieten die Musiker, dass in den nächsten Wochen ein Live-Mitschnitt der Jubiläumsauftritte auf den Markt kommt. Zudem hatten sie eine traurige Nachricht für alle Fans des Sessionsstarts in Deutz: 2025, wenn am 15. November gefeiert wird, sind sie nicht mehr dabei.
Cat Ballou werden im kommenden Jahr wieder auf Deutschland-Tour gehen. „Wir feiern noch den 11.11. in Köln, danach sind wir aus dem Karnevalsgeschehen raus“, sagte Sänger Oli Niesen zu EXPRESS.de. „Einen Sessionsstart über zwei Wochen, wie diesmal, werden wir dann nicht durchziehen“. Zieht sich etwa nach Querbeat die nächste kölsche Band langsam aus dem Karneval zurück?
„Es passt zeitlich einfach nicht anders“, erläuterte Dominik Schönenborn. Die Gruppe spielt im Mai die Saisoneröffnung im Tanzbrunnen, gibt im September ein Konzert im E-Werk und wird auch wieder die Weihnachtskonzerte im Theater am Dom absolvieren. Um dazwischen noch eine Tour unterzubekommen, müssen 2025 Karnevals-Termine gestrichen werden.
Brings standen bei ihrem Besuch wieder in gewohnter Formation auf der Bühne, nachdem Schlagzeuger Christian Blüm den 11.11. noch im Krankenhaus verbringen musste. „Mir geht es langsam wieder besser“, sagte der. Seine Kreislaufprobleme waren aber durchaus als Warnschuss des Körpers zu verstehen. Die Band spielt aktuell übrigens eine Balladen-Version des Hits „Kölsche Jung“, die für ein wunderbares Lichtermeer in der Halle sorgte. „Ich könnt‘ kriesche“, sagte Peter Brings gerührt.
Der Frontmann hatte nach seinem Auftritt übrigens noch eine ganz besondere Anregung. „Die kölsche Musik wird immer moderner. Nur der Tusch nach den Auftritten klingt immer noch so wie vor Jahrzehnten. Da müsste sich mal jemand etwas Zeitgemäßeres ausdenken“.
Nach den Bläck Fööss erlebten die Räuber einen stürmischen Empfang in der Menge. Nur Sänger Sven West hatte zunächst Probleme, auf die Bühne zu kommen. Ein Security-Mitarbeiter dachte, dass der Mann im Ganzkörper-Bärenfell ein fehlgeleiteter Karnevalist war und blockierte zunächst den Gang. Dass das Outfit zum neuen Song „Bär“ gehörte, klärte sich dann schnell auf.
Die Paveier schlossen das Karnevalsspektakel umjubelt ab. Auch die Gruppe um Sven Welter spürte bereits, wie ihr neuer Titel „Wo bist du Amore“ schon abgefeiert wird. Für die Band war der Auftritt in Deutz auch der vorerst letzte jecke Termin in diesem Jahr. Nun stehen die Weihnachtskonzerte an, ab Januar wird dann wieder in den Karnevalsmodus umgeschaltet.
„Es ist Jahr für Jahr eine Freude, unser Traditionsformat zu realisieren und nach 25 Jahren immer noch wachsen zu sehen. Die Resonanz spricht eine eindeutige Sprache“, freute sich Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher, der am Nachmittag noch von den Kölschen Funkentötern zum Ehrenbrandmeister erklärt wurde. „Ich freue mich jetzt schon auf die ‚Lachende Kölnarena‘ im kommenden Jahr“.
Auch die Mit-Veranstalter Nathalie Drmota und Michael Burgmer waren überwältigt. „Unser größter Dank gilt neben allen Künstlerinnen und Künstlern jedem einzelnen Gast, der diese Veranstaltung jedes Jahr für uns zu etwas Besonderem macht.“